Der Baumeister kehrt zurück: Wie der Biber Vorpommern verändert
Hallo,
um mich gibt es manchmal ganz schön hitzige Diskussionen. Deshalb wollte ich mal meine Perspektive ins Spiel bringen.
Erstmal: Ich bin wirklich froh, dass ich nicht mehr gejagt werde. Fast hätte es uns Biber gar nicht mehr gegeben. Dass wir uns jetzt, wo ich wieder da bin, erst einmal aneinander gewöhnen müssen, kann ich gut verstehen. Im Vergleich zu früher hat sich hier einiges verändert. Manchmal regnet es monatelang nicht, Flüsse und Bäche werden ganz trocken. Dann regnet es auf einmal wieder wie aus Kübeln.
Vor diesem Hintergrund ist es doch eigentlich eine Win-Win-Situation, dass ich wieder da bin! Ich errichte Dämme, staue das Wasser und schaffe so Teiche und Feuchtgebiete. Damit helfe ich, den Wasserstand in Flüssen und Bächen zu regulieren. Und ihr Menschen habt etwas davon: Der Grundwasserspiegel bleibt auch in Dürrezeiten höher, das Wasser fließt langsamer ab, und das Risiko von Überschwemmungen sinkt.
Außerdem: In meinen Lebensräumen finden viele Arten wieder gute Bedingungen – zum Beispiel die bauchige Windelschnecke oder die Bach- und Flussneunaugen. Die sind erstaunlich wichtig fürs ökologische Gleichgewicht, aber das erzählen sie euch sicher lieber selbst. Übrigens auch Pflanzen, deren Wurzeln nicht tief ins Erdreich eindringen, nutzen das zusätzliche Wasser. Ihre Wurzeln wiederum stärken den Boden, sodass er Starkregen und Erosion besser standhält. Kurz gesagt: Meine Dämme machen eure Landschaft widerstandsfähiger.
Ich könnte euch jetzt noch vieles erzählen: dass in meinen Stauflächen wieder seltene Arten brüten, die Wasserqualität besser wird, Bäche wieder mäandern, und meine Überschwemmungsflächen sogar natürliche Kohlenstoffspeicher sind – also gut fürs Klima sind. Auch Wildtiere mögen das Mehr an Wasser, um in trockenen Zeiten etwas zu trinken zu haben, sich abzukühlen oder einfach im Wasser zu plantschen.
Und klar, manchmal bin ich etwas übereifrig, wenn es ums Bauen und material finden für meine Dämme geht. Setzt mir einfach dort Grenzen, wo mein Tatendrang zu viel kaputt macht – zum Beispiel, indem ihr einzelne Bäume schützt oder breitere Uferbereiche zulasst. Damit kann ich gut leben und würde ich begrüßen.
Und dann ist meine Wiederkehr aus der Perspektive doch eigentlich eine ziemlich gute Sache – auch für euch, oder?
